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Rückblicke III
Kindheit
Weihnachten war so ein Tag an dem die ganze Familie zusammenkam.
Das Mittagessen wurde noch zu Hause eingenommen dann ging es zur
Marienbergstraße. Alle Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen
die irgendwie konnten, waren auch da.
Zunächst wurde die Krippe bewundert. Unter dem mit
Engelhaar, silbernen Kugeln, oft mit Gips geweißten Ästen mit Kerzen und
Lametta geschmückten Weihnachtsbaum stand die, aus einem in Gips
getränktem und dadurch versteiften Sack bestehende Krippenlandschaft,in
die kunstvoll ein Stall eingearbeitet war. Graue Farbe deutete den
Felsenhintergrund an und im Vordergrund waren auf dem grüngestrichenem
Grund kleine Büsche, Bäume und Sträucher aufgeklebt um die sonst triste
Landschaft zu beleben. Liebevoll bemalte Gipsfigürchen stellten Maria,
Josef und das Jesuskind dar. Im Hintergrund der Krippenhöhle konnte man
Ochs und Esel erspähen, wie sie das Kind mit ihrem Atem wärmen. Mehr im
Vordergrund war dann der Platz für die Hirten mit ihren teilweise schon
arg mitgenommenen Schafen, die nicht so ganz zur übrigen Krippe passen
wollten. Ganz in der Ferne konnte der aufmerksame Betrachter schon die
drei Könige nahen sehen, aber auch da hatte eines der Kamele ein durch ein
Streichholz ersetztes Bein und musste immer etwas versteckt stehen. Wir
Kinder waren immer begeistert, zumal zu Hause nicht so viel Platz für eine
Krippe war. Dann gab es Kuchen, selbst gebackene Böden mit Obst belegt,
Marmorkuchen und als Krönung Buttercremetorte. Man musste in mehreren
Schichten essen, da ja nicht alle an den großen doppelt ausgezogenen
Esstisch passten, aber das hat uns nicht gestört. Nach dem Kaffee ging es
zum gemütlichen Teil über. Die Männer rauchten, von einigen Ausnahmen
abgesehen, Festtagszigarren, und Opa spendierte einen Cognac. Dann wurden
die Rommekarten gemischt und jeder, auch die Kinder konnten mitspielen.
Überhaupt wurde Kartenspielen groß geschrieben. Wenn nicht Romme, dann
wurde Sechsundsechzig oder Tausendeins gespielt. Opa und Oma Weber
spielten täglich bis ins hohe Alter ihre Runde nach dem Mittagessen. Es
ging immer um Pfennige die täglich, je nach Fortunas Gunst, zwischen den
Beiden hin und her gingen. Wir Kinder konnten uns im ganzen Haus
tummeln. Nichts war vor uns sicher. Ob im Garten oder Stall, im Keller
oder auf dem Dachboden. Wir kamen überall hin und konnten mit allen Dingen
spielen. |